(5.) JUGEND -
EUROPAMEISTERSCHAFT 1991 in
Becej/Jugoslawien (28.7.-4.8.1991) | |
Eine Europameisterschaft als Opfer der Politik | |
Die Hoffnungen eines ganzen Jahrgangs verloren | |
von Dr. Günter Schwill | |
Im Land des Wasserballs sollte in Becej,
im Norden Jugoslawiens an den Ufern der Theiss, die 5.
Jugend-Europameisterschaft gefeiert werden. Aber die Vorfreude wich
recht bald tiefer Enttäuschung. Die Wettkämpfe, für die 15 Nationen
gemeldet hatten, mußten wegen des Jugoslawien-Konfliktes abgesagt
werden ! Einen Ersatzveranstalter gab es
nicht.
Folgende Auslosung war am 8. Dezember 1990 in Kotor erfolgt: A1: A2: B1: B2:
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Wie eine Sportstadt Geschichte schriebLeistungssportzentren brauchen immer einen langen Vorlauf. Becej wurde europaweit bekannt durch die phänomenal erfolgreiche Wasserballmannschaft von „Nis Naftagas VK Becej“, die seit Mitte der 90er Jahre erst den nationalen, dann den internationalen Wasserball beherrschte und als Krönung im Jahr 2000 Champions League Sieger wurde. Das ca. 50 000 Einwohner zählende Städtchen liegt im Norden Jugoslawiens in der Vojvodina, dem ehemaligen ungarischen Landstrich an der Theiß. Als sich die Verantwortlichen in der Stadt und im Verein bei der LEN um die Austragung der Jugend-Europameisterschaft bewarben, rumorte es zwar schon im Staatenverband Alt-Jugoslawiens, doch an Krieg dachte niemand. Es ging Becej um den Anschluß an die Leistungssportspitze im Land, die Zone verfügte über wirtschaftlich günstige Rahmenbedingungen, Sponsoren (u.a. Sojaprotein und Treibstoff) sollten ein internationales Forum vorfinden. Der Krieg 1991 zerstörte viele Pläne. So musste die Jugend-Europameisterschaft ganz kurzfristig zurückgegeben werden, so dass kein anderer Veranstalter in Europa mehr einspringen konnte. Sehr zum Leidwesen der jugendlichen Wasserballspieler, deren Jahrgang das Erlebnis Europameisterschaft verloren ging.
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Für Becej selbst jedoch
wirkte ein ganz anderer Effekt , trotz all der schweren Zeiten
positiv. Belgrad als bisherige Wasserballhochburg lag im
Fadenkreuz der politisch-militärischen Verwicklungen, der Sport
suchte sich seine Nischen. So erhielt nun im Wasserball
Becej einen großen Zustrom an Spitzenspielern, selbst die
jugoslawische Wasserball-Trainerlegende Vlaho „Bata“ Orlic ging nach
Becej. Damit war der Erfolg programmiert. Ab 1995 fielen alle Titel
in Meisterschaft und Pokal nur noch an VK Becej. Erst im Jahr 2002
schlug das Pendel wieder zugunsten der Hauptstadt für den
Traditionsclub Partizan Belgrad. Die Erfolge Becejs jedoch bleiben
unauslöschlich. |
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Der deutsche
C-2-Kader für 1991: Jörg Schmidt,
5.5. 1974 (TV Werne)
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Für einen Teil der jugendlichen Auswahlspieler
war die (internationale) Karriere schon beendet, ehe sie begonnen
hatte. Jörg Schmidt fand aus diesem "Kreis der Enttäuschten" den Weg in die Nationalmannschaft. Sein Wechsel zu Rote Erde Hamm brachte ihm einige Länderspiele, doch alle großen internationalen Meisterschaften gingen an ihm vorbei. Er spielte ein Jahr in der 1. Griechischen Liga bei Kerkyra (Korfu), am Ende der Saison aber stieg sein Verein ab. Kai Küpper hat sich im Wasserball hauptsächlich einen Namen gemacht, als seine aktive Karriere schon beendet war: als Trainer. In dritter Generation üben die Küpper das Traineramt aus. Großvater Kurt Küpper wurde dreimal Deutscher Meister mit Duisburg 98 (1958,1961,1962), Vater Kurt Küpper jun. war langjähriger Nationalspieler (Olympiavierter in München), ehe er hauptsächlich Bayer Uerdingen coachte und im DSV-Pokalfinale 1995 nur knapp nach großem Widerstand gegen WF Spandau 04 verlor. |