| 1. Jugend-Europameisterschaft 1983 in Istanbul (4. - 11. Juli 1983) | |
| Deutschlands Jugendspieler für die EM zu unerfahren | |
| Nur Glück bringt mit Platz 8 noch die WM-Teilnahme | |
| von Dr. Günter Schwill | |
| Auf die Einführung einer „Junioren“- Weltmeisterschaft der FINA für die Altersgruppe „U 18“ hatte die LEN umgehend reagiert und eine europäische Meisterschaft für diese Altersgruppe eingeführt. Im Gegensatz zur Junioren-EM, die die Altersgruppe bis 20 Jahre (U 20) umfasste, wurde diese Jahrgangsklasse „U 18“ Jugend-Europameisterschaft genannt. Dieser neue kontinentale Vergleich in Europa brachte eine gerechte Auswahl für die zur Verfügung stehenden WM-Plätze und bedeutete gleichzeitig einen leistungsfördernden Aufgalopp für die Weltmeisterschaft. |
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Die Gruppeneinteilung: Vorrunde A: Bulgarien,
Griechenland, Rumänien, Jugoslawien Startrecht für
Jahrgang 1965 und jünger : "U 18" | |
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Ungarn wurde überlegen 1. Jugend-Europameister in der Altersklasse bis 18 Jahre. Auf den Medaillen-Plätzen folgten Jugoslawien und Italien. Deutschland als Vorrunden-Gruppengegner der Ungarn hatte schon zum Turnierbeginn beim 11:7 die Überlegenheit der Ungarn anerkennen müssen. Auch im weiteren Turnierverlauf blieben die Magyaren des Jahrgangs 1965 und jünger ungefährdet und gewannen auch die nächsten Spiele mit mindestens drei Toren Unterschied.
In die Arena des Macka-Bades waren zu den insgesamt 14 Turnierabschnitten über 30 000 Zuschauer gekommen, die besonders die Sieger der Finalspiele mit minutenlangen Ovationen bedachten. |
Finalrunde
I (Platz 1 - 4): Die Tabelle: 1. Ungarn
3 36:21 6:0 |
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Deutschland
kam auf Rang 8 Durch den Verzicht von Ungarn, UdSSR und Rumänien auf die einen Monat später in Barcelona folgende Junioren-Weltmeisterschaft reichte auch dieser 8. Platz Deutschlands für die WM-Teilnahme, für die die FINA 5 Europäer plus Gastgeber Spanien zugelassen hatte. Mannschaftsleiter Hans-Gerhard Richter schrieb im Schwimm-Magazin 15/83 u.a.: Die Schützlinge von Bundestrainer Manfred Schuhmann konnten in diesem Klassefeld zwar mithalten, hatten aber in der Vorrunde mit Ungarn (7:11), im Semifinale mit Jugoslawien (10:14) nicht zu überwindende Hürden vor sich. Die Mannschaft erwies sich als zu unerfahren. Bedenkt man aber, dass in dieser Formation nur fünf Spieler des Jahrgangs 1965 standen, kann getrost auf die Zukunft gehofft werden. |
Finalrunde II (Platz 5 - 8): Deutschland -
Niederlande 9:13, Die Tabelle: 5. Niederlande 3
31:28 4:2 |
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Der
Endstand:
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Mannschaftsaufstellungen: Jugoslawien,
Vize-Europameister: Italien,
Bronzemedaillen-Gewinner: UdSSR, Viertplatzierter:
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Die deutsche
Mannschaft: (Platz
8) Trainer: Manfred Schuhmann Delegationsleiter: Hans-Gerhard Richter |
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| Besonders
die mit ** oder *** markierten Spieler standen am Anfang einer
großen und langen Karriere.
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** Bei den Ungarn wurden Zsolt Petövary und Torwart Peter Kuna bald in die Nationalmannschaft berufen. Wegen des Boykotts der Olympischen Spiele von Los Angeles durch Ungarn erhielten diese Spieler erst 1988 ihre „olympische Taufe“, ohne jedoch dort Medaillen erspielen zu können. Die bekamen sie aber beim Weltcup im Jahr darauf 1989 in Berlin (Bronze). Kuna konnte seine Karriere auf drei Olympische Spiele ausdehnen, „Edelmetall“ dort aber blieb ihm verwehrt. Als Spielertrainer fungierte er noch vier Jahre beim Schweizer Meister SC Horgen, ging dann nach Istanbul (!) zu Galatasaray und spielte im Europapokal der Landesmeister. * Lajos Vad übernahm in den späten 90er Jahren das Training von Ungarns Rekordmeister Ferencvaros Budapest und wurde im Jahr 2000 Ungarischer Meister. |
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** In der jugoslawischen Mannschaft, die noch mit Kroaten und Serben gemischt war, feierten insgesamt fünf Spieler bald große Triumphe. Der Kroate Perica Bukic und der Serbe Igor Milanovic gewannen bereits im Jahr drauf Olympiagold in Los Angeles. Bukic und Milanovic halfen auch, die Weltmeisterschaft 1986 in Madrid zu gewinnen, letzterer mit dem Golden Goal in der 8.Verlängerung. An der Goldmedaille in Seoul 1988 waren neben Bukic und Milanovic auch noch Gocanin und Radjenovic beteiligt. Radjenovic war Cheftrainer bei Becej, verlor seinen Posten aber mit der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Posk Split 1999 in Neapel. Er blieb in Italien mit Engagements bei Lazio und ab 2001/02 bei Camogli, dem früheren Frank-Otto-Club. Aus Becejs Konkurspotential gewann er den Torjäger Alexander Sapic und den Linkshänder Veljko Uskokovic für Camogli.
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Perica Bukic
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** Aus der sowjetischen Mannschaft ragte Dmitrij Apanasenko (17.7.1967) heraus, der zwei Jahrzehnte lang Wasserballgeschichte schreiben sollte. Er gehörte zu den „Paradiesvögeln“ dieser Sportart: Schnell, schussstark, ideenreich, unverwüstlich. Von 1983 bis 1991 spielte er für Dinamo Moskau und wurde zweimal Meister der UdSSR, dazu 1984 Europacupgewinner der Pokalsieger. 1985 Jugend-Europameister (La Valetta) und Junioren-Weltmeister (Istanbul). Von 1986 bis 1996 Mitglied der drei Nationalmannschaften UdSSR, GUS und Russland. Bronze bei der WM in Madrid 1986, Europameister 1987, Bronzegewinner bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in Barcelona, Goldmedaillengewinner bei den Goodwill-Games 1986 in Moskau und 1994 in St.Petersburg (Finale gegen Deutschland). Viele Auslandsengagements (7 Jahre): In Italien (Poseidon) 1991/92, Frankreich (Nizza)1992/93 und 1994/95. Dazwischen und danach zwei Spielzeiten in Moskau (und zwei russische Titel mit Dinamo), Malta 1993 und 1996 (die Sommerspiele), Griechenland (1996 –2000 bei Chios und Panathinaikos Athen., wo er jedes Jahr griechischer Torschützenkönig wurde. Seine Tore in offiziellen Spielen werden mit weit über 2000 Treffern angegeben. Im Jahr 2000 Rückkehr zu Dinamo Moskau, wo er aus familiären Gründen bleiben will, und wo er inzwischen zwei weitere Titel erworben hat. Apanasenko spielt auch heute mit 36 Jahren noch eine zentrale Rolle im Spitzenwasserball seines Clubs. |
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***Aus dem deutschen Team hoben sich drei Spieler hervor, die 1989 Europameister wurden: Dirk Schütze, Andreas Ehrl und Uwe Sterzik. Der hochtalentierte Schütze ging als „Olympiarebell“ in die Geschichte ein. Als der DSV seinen personellen Forderungen für die Olympiamannschaft 1992 nicht entsprach, boykottierte er mit seinen Kameraden von Waspo Hannover einfach die Nationalmannschaft, kurz vor Olympia. Ehrl und Sterzik hatten schon in Seoul gespielt, für Sterzik kamen mit Barcelona und Atlanta noch zwei weitere olympische Höhepunkte dazu. Eine Medaille, wie 1995 noch bei der EM in Wien, aber gab es nicht. Nach einem Jahr als Profi in der Spanischen Laga 1996/97 bei CN Martianez auf Teneriffa begann Sterziks Trainerkarriere. Im Frühjahr 1988 wurde Sterzik Bundestrainer, mußte aber bereits nach zwei Jahren wegen der verpassten Olympia-Qualifikation sein Amt aufgeben. Derzeit ist Sterzik, der inzwischen sein DSB-Trainerdiplom an der Sporthochschule in Köln erworben hat, Cheftrainer beim Schweizer Meister SC Horgen, den er 2001 zur Schweizer Meisterschaft führte. |